Für die größte Aufregung sorgte das Wetter
FUSSBALL / In der Kreisliga Havelland-Mitte sind dieses Jahr die Entscheidungen frühzeitig gefallen
Eine aufregende Punktspielsaison ist in der Kreisliga Havelland-Mitte zu Ende gegangen. Anders als in den vergangenen Jahren, wo meist erst am allerletzten Spieltag die wichtigsten Entscheidungen gefallen sind, sorgte dieses Mal ein anderer Umstand für Spannung. Der für unsere Breiten ungewöhnlich lange und harte Winter führte bereits im Dezember, also noch vor Beendigung der Hinrunde, zu ersten Spielausfällen. Diese wurden dann mit dem Beginn der zweiten Halbserie fast zur Regel. Im Februar und März mussten komplette Spieltage abgesagt werden. Als sich die Lage ab Anfang April wieder zu stabilisieren begann, hatten sich zwischenzeitlich bis zur 48 Nachholspiele angesammelt. Allen Beteiligten gebührt daher ein großes Lob, dass die Saison am Ende doch noch termingerecht abgeschlossen werden konnte. Um die vielen Neuansetzungen auch in der Woche zu realisieren, war großes Engagement vonnöten.
Wenn der Kampf um die Tabellenspitze in den letzten Wochen nicht mehr so spannend war, dann ist dem neuen Titelgewinner Potsdamer Kickers 94 auf keinen Fall ein Vorwurf zu machen. Das junge Team um Trainer Stephan Ranz war die dominierende Mannschaft in dem Sechzehnerfeld und sicherte sich verdient die Meisterschaft und damit den Aufstieg in die Landesklasse. Bereits früh wurde an der Kirschallee der Grundstein für die Erfolgsstory gelegt. Vom dritten Spieltag an auf den Plätzen zwei und drei, wurde ab Runde 13 die Tabellenführung übernommen und dann nie wieder abgegeben. Einer nach dem anderen fielen die Verfolger zurück. Zuletzt durfte sich lediglich noch FSV Wachow/Tremmen geringe Hoffnungen machen, den Potsdamern den Aufstieg zu vermasseln. Als sich die beiden am drittletzten Tag zum direkten Vergleich in der Landeshauptstadt trafen, da war das 2:2 bereits ohne Belang. Die Meisterschaft konnte den Kickers zu diesem Zeitpunkt niemand mehr streitig machen. Elf Punkte betrug am Ende der Vorsprung vor dem Zweitplatzierten. Dass diese später auch noch den Kreispokal holten und in der Fairplay-Wertung ebenfalls an der Spitze standen, machte das Männerteam des erst seit zwölf Jahren bestehenden Vereins tatsächlich zum ganz großen Gewinner der Saison. Um die Zukunft in der Landesklasse sollte da niemandem Bange sein.
Wenn es auch nicht zum ganz großen Coup reichte, so darf den Kickern vom FSV Wachow/Tremmen dennoch eine gute Saison bescheinigt werden. Immerhin haben sie dem Meister am längsten Paroli geboten. Wären da nicht eine Reihe schwächerer Spiele gewesen, hätte es noch enger werden können. Allein acht Unentschieden kosteten den Verfolger aber 16 Punkte. Dennoch ist mit den Wachowern, die viele starke Spieler in ihren Reihen haben, im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder zu rechnen. Landesklassenabsteiger FSV Babelsberg 74 wird es nicht leicht gemacht, wieder nach oben zurückzukehren.
Wofür sicher auch andere Mannschaften sorgen werden, die dieses Jahr noch im Schatten des Spitzenduos standen. Grün-Weiß Brieselang fehlte es an der nötigen Konstanz, um den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen. Am Ende wurde mit deutlichem Rückstand zum Ersten Platz drei belegt.
Einen Rang dahinter kam die Potsdamer Sport-Union 04 ein. Über die gesamte Saison gesehen, ist das eigentlich eine gute Platzierung für den Verein von der Templiner Straße. Bis zum fünften Spieltag an der Tabellenspitze stehen, ließ eine längere Durststrecke das Team Ende Oktober auf Rang zehn zurückfallen. Danach arbeitete man sich mühevoll wieder nach oben.
Jenseits von Gut und Böse waren die auf den Plätzen fünf bis zehn einkommenden Teams. Während das Abschneiden des RSV Eintracht Teltow (5.), der SG Saarmund (6.) und des TV Perwenitz (8.) eher den Erwartungen entsprach, durfte der siebte Rang vom Blau-Weiß Pessin als kleine Überraschung gewertet werden. Immerhin schaffte es der Neuling von Anfang an, sich aus dem Abstiegskampf heraus zu halten.
SV Babelsberg 03 IIII und Blau-Weiß Beelitz dürften mit der Saison nicht so ganz zufrieden sein. Platz neun beziehungsweise zehn entspricht nicht unbedingt den Möglichkeiten, die beide Mannschaften haben. Vor allem von den Nulldreiern war nach ihrem ihrem Einzug ins Pokalfinale im Jahr zuvor einiges mehr erwartet worein. Die Mannschaft war anschließend verjüngt worden, hatte aber immer noch erfahrene Spieler in ihren Reihen.
Schlimmes befürchten musste man in diesem Spieljahr für die SG Bornim. Kurzzeitig waren die Randpotsdamer sogar mal Letzter, und bis zum 23. Spieltag war ihr Abstand zu den Abstiegsplätzen nur ganz gering. Am Ende reichte es dank konstanter Leistungen noch zum elften Rang. Der Klassenerhalt wurde damit überzeugend gesichert.
Gleiches gelang auch dem Paulinenauer/Hertefelder TSV, Lok Seddin und Fortuna Babelsberg II, wenn auch etwas weniger deutlich. Die drei spielten im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Spiel profitierten schließlich davon, dass es noch zwei weitere Teams gab, die überhaupt nicht ins Rollen kamen. Dabei hatte die Reserve des VfL Nauen eigentlich ein gutes Spieleraufgebot, das hin und wieder sogar durch Aktive der „Ersten“ verstärkt werden konnte. Vor dem letzten Spieltag einer völlig enttäuschenden Saison klammerten sich die Nauener nun noch en den Strohhalm eines möglichen Relegationsspiels mit dem Dritten der 1. Kreisklasse. Diese Hoffnung zerschlug sich schließlich mit dem Abstieg des FSV Babelsberg 74 aus der Landesklasse.
Noch härter hat es Turbine Potsdam getroffen, die Letzter wurden. Die Waldstädter haben wahrlich bessere Zeiten gesehen. Von 200o bis 2002 spielten sie sogar in der Landesliga, und ihr Abstieg aus der Landesklasse entschied sich letztes Jahr erst am letzten Spieltag. Dass sie nun eine Liga tiefer auch nicht Fuß fassen konnten, macht betroffen. Der Verein wird nun in der 1. Kreisklasse völlig neu beginnen müssen.
Der Gewinn des Fairnesspokals durch den Meister und Pokalsieger wurde bereits erwähnt. Zur Frage Fairplay ist ferner zu sagen, dass es hier einen ähnlichen Stand gibt wie im Vorjahr. 33 Mal zückten die Schiedsrichter die Rote Karte, 48 Mal gab es Gelb/Rot und 933 Gelbe Kartons wurden gezeigt. Absteiger Turbine Potsdam kassierte allein sechs Rote Karten und steht mit 126 Punkten in der Fairnesstabelle ganz unten.
Nicht ganz an das Niveau der vergangenen Saison reichte die diesjährige Torquote heran. Fielen 2004/05 in der Kreisliga noch 980 Treffer, so waren es dieses Jahr lediglich in 239 Punktspielen – die Partie Nauen II – PSU 04 am letzten Spieltag wurde wegen Nichtantretens des VfL II mit 0:3 gewertet – 933 Tore. Das entspricht aber immer noch einem beachtlichen Schnitt von 3,9 Treffern pro Spiel. Die Potsdamer Kickers 94 (103), FSV Wachow/Tremmen (81) und Blau-Weiß Beelitz (70) hatten den größten Anteil daran, während sich Stefan Ristow vom Vizemeister Wachow/Tremmen die Krone des besten Torschützen sicherte. Seine 31 Treffer wurden von den nächstfolgenden Torben Affeldt (Potsdamer Kickers/22), Tino Kessel (Brieselang/18 und Mike Herber (SU04/16 Tore) bei weitem nicht erreicht.
H.-J. Schmidt
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