Ein heißes Derby
Heute Abend Fortuna Babelsberg gegen Werder
Derbys haben auch im Fußball seit jeher einen besonderen Reiz. Wenn heute Abend auf dem Stern-Sportplatz Fortuna Babelsberg und der Werderaner FC Viktoria ihr vorgezogenes Landesliga-Punktspiel bestreiten, dann dürfte es richtig heiß hergehen. Beide Trainer zeigen zwar keine Emotionen, wenn sie auf ehemalige Furtuna-Kicker im Aufgebot des Gastes angesprochen werden. Eine ungewöhliche Situation ist das dennoch.
„Für mich ist es das ein Spiel wie jedes andere, das wir gewinnen wollen und werden“, bleibt Werders Coach Dieter Ceranski gelassen. Seine Zuversicht begründet der 45-Jährige, dessen eigene Babelsberger Vergangenheit als Spieler und Trainer lange genug zurückliegt, um seinem früheren Verein etwa einen Bonus zu gewähren, „dass wir die besseren Spieler haben und in der Mannschaft einfach alles stimmt“. Sicher liegt Ceranski mit dieser Aussage richtig. Seine Truppe hat bisher eine tolle Saison gespielt. Sechs Siege in sechs Spielen, das könnte darauf hinauslaufen, dass es nach dem Überflug des SV Babelsberg 03 II 1997/98 in der Nordstaffel wieder ein Aufsteiger schafft sofort in die Verbandsliga zu wechseln. An der Favoritenrolle des FC Viktoria gibt es bei diesem illustren Kader wahrlich keinen Zweifel. Selbst den verletzungsbedingten Ausfall solcher starker Leute wie Eric Herber und Martin Müller kann Ceranski locker verkraften.
Unter diesen Bedingungen kann man bei Fortuna den Ball eigentlich nur flach halten. Wenn Youngster Alexander Galke im Stadionheft einen 1:0-Sieg tippt, dann ist das mutig, und eine Niederlage hat an dieser Stelle sowieso noch keiner vorausgesehen. Zweckoptimismus ist daher auch bei den Trainern Manuel und Brunow und Uwe Patz-Masurek angesagt. „Irgendwann geht jede Siegesserie mal zu Ende“, verkünden beide unisono, aber mit ziemlich leiser Stimme. Die Favoritenrolle wird gern dem Gegner überlassen. Als Außenseiter hat man weniger zu verlieren. Und wenn es gut geht, dann ist man auf einmal der große Held. Dass die Fortunen in der Vergangenheit gegen Spitzenteams oft sehr gut aussahen, ist schließlich auch ein gutes Argument. „Wir müssen vor allem Robert Koschan am Toreschießen hindern“, erinnert sich Brunow daran, dass dieser für den Teltower FV einmal ein Spiel mit zwei Toren gegen Babelsberg fast im Alleingang entschied. Dabei darf allerdings ein anderer Torjäger nicht außer acht gelassen werden. Sebastian Michalske war bisher noch erfolgreicher als der blonde Ex-Fortune.
Das 1:0 in Zehdenick kam gerade zur rechten Zeit, die Stern-Elf etwas vom Tabellenende wegzubringen. Der Sieg musste aber auch teuer bezahlt werden. Lars Fuhrmann schied verletzt aus. Sollte sich der Verdacht auf einen Meniuskusschaden bestätigen, dann dürfte der in Abwehr wie im Angriff gleichermaßen einsetzbare für längere Zeit ausfallen. Heute wird Furhmann definitiv fehlen. Manuel Brunow bleibt die Hoffnung, dass es nicht noch kurzfristige Ausfälle zum Beispiel wegen beruflicher Verpflichtungen gibt.
Anstoß ist um 19 Uhr. Die Partie wird auf dem Kunstrasen ausgetragen. jir.
Fortuna Babelsberg – Werderaner FC Viktoria 2 : 4 (1:3)
Fortuna Babelsberg: André Blaschke; Alexander Galke; Patrick Doberitz, Stefan Geißler; Pascal Baneth, Sebastian Maaß (65. Jörn Hintze), Sebastian Brosda, Robert Jenner, Tony Zimmermann; Jean Waide, Stephan Mackus. Trainer: Manuel Brunow/Uwe Masurek-Patz.
Werderaner FC Viktoria: Christopher Bethge; Torsten Ebersbach; Thomas Schulz, Andreas Lietzke; Steffen Krause; Daniel Jung, Mathias Alex (76. Tim Wolter); Alexander Busch (81. Mike Fricke); Robert Koschan, Sebastian Michalske, Tony Seyfarth. Trainer: Dieter Ceranski/Ralf Baierl.
Tore: 0:1 Sebastian Michalske (13.), 0:2 Steffen Krause (16.), 1:2 Robert Jenner (30.), 1:3 Robert Koschan (38.). 2:3 Tony Zimmermann (75./Foulelfmeter), 2:4 Tony Seyfarth (86.).
Zuschauer: 256. Gelbe Karten: Sebastian Brosda (45.) wegen Foulspiels, Patrick Doberitz (45.+1) wegen Unsportlichkeit, Pascal Baneth (alle Babelsberg/85.) wegen Meckerns.
Fortuna und Werder auf Augenhöhe
4:2-Gästesieg im Landesliga-Derby an der Newtonstraße
Mehr als 250 Zuschauer bei einem Landesligapunktspiel auf dem Stern-Sportplatz. Man muss in der Statistik sehr lange zurückblättern, um eine solch imposante Besucherzahl zu entdecken. In diesem Jahrzehnt war das mit Sicherheit noch nicht der Fall. Als Veritas Wittenberge am vorletzten Spieltag der Saison 2003/04 seinen Aufstieg in der Verbandsliga perfekt machte und dabei von zahlreichen Schlachtenbummlern begleitet wurde, waren es mit 220 Zuschauern.
Am Donnerstagabend brauchte keiner sein Kommen bereuen. Das Derby Fortuna Babelsberg gegen den Werderaner FC Viktoria hielt auf jeden Fall den hohen Erwartungen stand. Die Gäste gewannen mit 4:2 (3:1) und bestätigten damit eindrucksvoll ihre Ausnahmestellung in dieser Ligastaffel. Fortuna hielt nach anfänglichen Problemen sehr gut dagegen und die Partie bis in die Schlussphase offen.
Zunächst sah es gar nicht nach einem Spiel auf gleicher Augenhöhe aus. Die Gäste legten mit dem Anpfiff ein höllisches Tempo vor, wussten mit herrlichem Kurzpassspiel zu gefallen und setzten die Fortuna-Abwehr mächtig unter Druck, Der blieb in dieser Phase nichts anderes übrig, als die Bälle nach vorn zu schlagen, um sich sofort wieder auf den nächsten Angriff vorzubereiten. Zwei Tore durch Sebastian Michalske (13.) und Steffen Krause (16.) sorgten dann auch bald für klare Fronten. Beiden Treffern waren lange Einwürfe von Daniel Jung bis in den Strafraum vorausgegangen. Die Schützen standen jedesmal völlig frei fünf Meter vor der Linie.
Zum Glück für Fortuna schien den Werderanern das 2:0 auf einmal zu genügen. Ganz so bissig waren sie nach dem Vorsprung nicht mehr. So war das Spiel jetzt nicht mehr so einseitig. Fortuna hielt gegen, wurde mutiger. Ein Solo von Patrick Doberitz aus der eigenen Hälfte bis vor den gegnerischen Strafraum endete mit einem Traumtor, denn seinen Rückpass hämmerte Robert Jenner (30.) aus 30 Metern in den Dreiangel. WFC-Keeper Christopher Bethge, der sich in den 90 Minuten mehrmals auszeichnete, hatte keine Chance. Der Tabellenführer war vom Anschlusstreffer wenig beeindruckt und legte noch einmal zu. Das 1:3 (38.) hatte allerdings einen leichten Beigeschmack. Zunächst fiel Schiedsrichterin Anke Steinicke (Neuruppin) auf eine Schwalbe von Robert Koschan rein. Den Freistoß von der linken Außenbahn aus 40 Metern erwischte der auf einmal wieder mopsfidele Ex-Fortune in abseitsverdächtiger Position und konnte aus Nahdistanz verwandeln. Abstriche an der Werderaner Führung dürfen allerdings keine gemacht werden. Sie war bis dahin auch verdient. Immerhin hatte Fortuna noch einmal Glück, als kurz vor dem Pausenpfiff ein Freistoß von Daniel Jung an die Latte knallte.
Ging Halbzeit eins ganz klar an die Gäste, so sah man nach dem Wechsel auf einmal eine viel selbsbewusstere Fortuna, die dem Favoriten sogar das Leben richtig schwer machte. Werders Libero Torsten Ebersbach und seine Nebenleute konnten sich über Arbeit nicht beklagen. Als in der 75. Minute Pascal Baneth im 16-m-Raum von Thomas Schulz gelegt wurde und Tony Zimmermann den fällige Elfmeter zum 2:3 verwandelte, lag noch einmal eine Überraschung in der Luft. Die verhinderte Tony Seyfarth mit dem 2:4 (86.).
„Es war bewunderswert, wie sich die Mannschaft nach dem 0:2 wieder aufgerappelt hat. In der zweiten Halbzeit war ein Unentschieden drin“, zeigte sich Fortuna-Trainer Manuel Brunow keineswegs unzufrieden. Sein Kollege Dieter Ceranski sprach von einem verdienten Sieg seiner Schützlinge „der allerdings schwer erarbeitet werden musste“. H. J.